07 Februar 2009

Meine ersten Interviews mit tiefen Einblicken in stockende Informationsfluesse

Am gestrigen Freitag kam ich zu meinem ersten planmaessigen Interview. Die Interviews geben mir die Moeglichkeit die Mitarbeiter der Organisation (National Trust for Scotland) ueber die zur Erfuellung ihrer Taetigkeiten verwendeten Informationsressourcen (IR) auszufragen.
Puenktlich um 09.30 Uhr war ich im Empfangsraum. Kurz spaeter kam auch meine Kontaktperson, wie ich feststellen durfte hat er mich vergessen gehabt und tauchte nur auf, weil er andere Personen abholen musste. Naja, er hat mich dann bei zwei Damen abgeliefert und verschwand wieder. So habe ich die zwei ueber mein Projekt und den Zweck meiner Anwesenheit aufgeklaert. Maria hat sich dann bereit erklaert als Interviewpartner zur Verfuegung zu stehen. Gemeinsam haben wir bis 18.00 Uhr (!) IR identifiziert und notiert. Sie nahm sich sehr viel Zeit mir die IR zu erklaeren und zu zeigen. Eine der fundamentalsten IR werden im Buero des National Estate Management gelagert, die 'deed files'.


Das Bild zeigt das Regal, in welchem diese aufbewahrt werden. Die Organisation verwaltet Grundstuecke, Schloesser, einfache Haeuser, Gaerten, Wiesen, Museen, etc. Natuerlich wird sowas in Vertraegen oder sonstigen rechtsgueltigen Dokumenten festgehalten, darunter fallen auch Vertraege bezueglich Vermietung, Renovierung, Nutzungsrechte und -einschraenkungen etc. an. Also jegliche Vertraege, die etwas mit der Immobilie zu tun haben. Und in diesem Regal landen eben diese Dokumente (theoretisch). Da fast 130 Immobilien von der Organisation verwaltet werden, gibt es entsprechend viele verschiedene Akten und Papiere. Maria hat mir eine Beispielakte gezeigt. Das aelteste Dokument war von 1939 und hielt einen Vertrag zur Verwaltung eines Schlosses fest. Die Information, dass die Akten aber unorganisiert und ab und zu auch unvollstaendig sind, war irgendwo nicht ueberraschend, wenn man die Organisationskultur und den Fuehrungsstil genauer kennt.
Da die verwalteten Immobilien im ganzen Land verteilt sind, ist die Organisation noch relativ dezentral aufgestellt. Vor zwei Jahren gab es ein organisationsweite Umstrukturierung, welche die starke Kompetenz der bis dato vier Regionalbueros in die Hauptstandorte Edinburgh und Glasgow verlagerte. Dass dies zu Spannungen innerhalb der Organisation fuehrte, kann man sich vorstellen. Die Spannungen kommen ans Tageslicht, wenn man die Informationsfluesse anschaut. Am Beispiel des von mir bisher befragten Bueros fuehrt dies zu konkreten Einnahmensverlusten.

########### Hinweis: der nachfolgende Teil entstand zwei Tage spaeter ###########

Heute war ich wieder fuer viele Stunden bei der Organisation, diesmal mit einem weiteren Ansprechpartner. Gegen Feierabend, als die Aufbruchsstimmung langsam einkehrte und die Atmosphaere ruhiger wurde, habe ich auch eine Diskussion mit dem Abteilungsleiter gefuehrt. Meine Neugier war geweckt und ich wollte seine Meinung hoeren bezueglich der offensichtlichen Maengel in Bezug auf Kooperation zwischen den verschiedenen Abteilungen. Er erklaerte mir die historischen Hintergruende, deutete auch auf den seit vielen Monaten leerstehende CEO-Posten und schloss mit einer Verbindung zum aktuellen Credit Crunch. Es war ein aufschlussreiches Gespraech, dass wieder tiefe Einblicke in den Kern ermoeglichte. Beim Heimgehen gingen wir in dieselbe Richtung, dabei kamen wir erneut in ein Gespraech, das ganze 30 Minuten andauerte. In dem Gespraech erzaehlte er sehr viele Details und einige Geschichten, vielleicht sogar mehr als ich hoeren sollte. Nichtsdestotrotz sehr interessant. Das ist ein gutes Beispiel fuer falsche Personen in den falschen Rollen, die falsche Beschluesse fassten oder eher oefter richtige unterliessen (entschuldigt bitte, ich habe eine englische Tastatur ohne scharfes s oder ae, oe, ue...). Ich bin schon sehr gespannt auf die Interviews in einer der Anlagen selbst und darauf, mal die Geschichten der anderen Seite zu hoeren. Anfangen werde ich beim Pollok House und wenn die Zeit reicht, mache ich weiter bei Greenbank Garden

4 Kommentare:

borkus hat gesagt…

3 Artikel in den letzten 12 Stunden - ich bin begeistert Larry :D
Indeed, das ist echt erschreckend wie heute noch Daten gespeichert und gesendet werden.
Wir bekommen die Rechnungen von den Carriern zum Grossteil noch per post mit doppeltem Durchschlag um das ganze dann in Excel einzutippern. Nen vernuenftiges EDI hat die IT beisher noch nicht hinbekommen. Echt traurig...
Das Foto erinnert mich an den Schrank meiner Bafoegsachbearbeiterin ^^
Fuer Umlaute auf englischen Tastaturen schau dir mal den Link an: http://www.ukstudentlife.com/Life/Computer/European.htm

Valeri Wiegel hat gesagt…

Das ist erschreckend, wenn man bedenkt, welche Technologien heute bereits zur Verfügung stehen und das dann mit der Realität vergleicht... uff. Wir Wirtschaftsinformatiker haben noch viel zu tun!

Anonym hat gesagt…

Hi Larry,

das könnte auch bei uns die Sammlung der Lieferscheine sein, die ma ja aufheben muß.
Bei deinem Problem mit den ss möchte ich dir mal helfen. Hier sind eine Ladung Scharfess, dir du kopieren und einfügen kannst ;o)
ß ß ß ß ß ß ß ß ß ß ß ß ß ß ß ß ß

Viele Grüße vom Exkollegen
Alex

Valeri Wiegel hat gesagt…

Alex stell dir vor, das war auch mein erster Gedanke, als ich die Regale genauer betrachtet habe!

Würde ich deinen Tipp befolgen, müßte ich diese Fenster stets offen haben. Das ist ja umständlich! Ich habe mir den Tipp von Tycoon zu Herzen genommen und tatsächlich die Alt + Kombinationen auswendig gelernt (ufffff)! Also Alt + 0223 (Nummernpad) für das ß.