16 August 2010

Festival-Zeit in Edinburgh

Im vorherigen Eintrag habe ich kurz die Festival-Zeit erwaehnt. Dieser Eintrag bringt nun ein bisschen Licht zum Thema Festivals in Edinburgh, die jedes Jahr hauptsaechlich im August stattfinden. Uebrigens ist dies weltweit die groesste kulturelle Veranstaltung seiner Art.

1947, also nur wenige Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, wurde das Edinburgh International Festival in die Welt gerufen mit dem lobenswerten Ziel, den Menschen zu dieser wieder neue Lebensfreude zu geben. Noch im selben Jahr wurde ein alternatives Fetival ausgerufen, weil das erstere aus Kostengruenden nicht fuer jedermann offenstand. Das Fringe Festival war geboren.

Heute finden im August zahlreiche Festivals parallel statt. Sieben davon gelten als halbwegs offiziell, da diese staatlich unterstuetzt werden. Da ich eine Zusammenfassung der Wikipedia-Fakten vermeiden moechte, verweise ich einfach auf den entsprechenden [link]. Ich beschraenke mich in diesem Eintrag jedoch auf meine eigene Erfahrung.


Nachdem das Festival seit zwei Wochen am Laufen ist, bin ich erst dieses Wochenende dazu gekommen, einige Shows anzuschauen. Vor einer Woche war ich bereits auf einem der Highlights dieser Massenveranstaltung. Es war aber nicht irgendeine, sondern eine DER Veranstaltungen ueberhaupt und zwar das Military Tattoo. Arvy, ein Freund und Kollege aus der Uni, musste kurzfristig nach Hause, was in seinem Fall Litauen ist. Er musste zu einem Interview in die dortige japanische Botschaft. Es ging um die Ausschreibung zu einem zweiwoechigen Aufenthalt in Japan zwecks Wissensaustausch. Wie kuerzlich erfahren hat er sich unter mehreren Hundert Bewerbern behaupten koennen und wird im November als Repraesentat seines Landes zusammen mit 30 anderen Repraesentaten nach Japan reisen. Jedenfalls hatte er eine Karte, die er loswerden musste. Gluecklicherweise war ich der erste, den er fragte. So hatte ich das Glueck seine Freundin zum Military Tattoo begleiten zu duerfen.
Das Military Tattoo ist, wie der Name schon andeutet, eine Militaerparade. Truppen des Commonwealths und andere zeigten also was sie konnten und noch mehr. Ohne mehr zu verraten, verweise ich nur auf die Bilder und empfehle jedem Edinburghbesucher sich der Tortur zu stellen und zu versuchen, Karten dafuer zu kriegen (siehe Bild unten)!



Die naechste Gelegenheit Events der Festivals zu besuchen war ein Besuch einer Freundin aus Frankreich. Gemeinsam haben wir einen Sonntag lang bei bestem Wetter verschiedene Veranstaltungen besucht. Angefangen haben wir mit dem Fringe Festival. Das Fringe Festival findet hauptsaechlich auf einem Abschnitt der Royal Mile oder auch High Street statt. Dieses Festival bietet hauptsaechlich Strassenkuenstler und Musiker an. Es heisst zwar dass diese Shows umsonst sind, aber wenn man ehrlich und dankbar ist, dann wirft man den Artisten am Ende etwas Geld in den Hut. Wir haben zwei Shows angeschaut: eine Artist, der auf einer Leiter eine super Show hinlegte (siehe Bild, leider ohne Leiter) und eine andere, bei der der Kuenstler auf einer von vier freiwilligen Helfern gehaltenen Stange rumkletterte.

Danach ging es zu einer Comedy-Show eines deutschen(!) Unterhalters. Er ging auf die Unterschiede verschiedener Voelker ein, wobei er einen Schwerpunkt auf die Deutschen legte. Der Titel seiner Show war "Ich bin ein Deutscher, ich sollte nicht hier sein". Eine super Veranstaltungen, bei der meine Besucherin die einzige anwesende Franzoesin war und somit die Franzosen-Witze auf ihre Kosten gemacht wurden. Sie hat sich aber gut gehalten und er hat sich auch gleich danach entschuldigt. Die letzte Show war abends in einem grossen Zelt, das in den Meadows aufgebaut war. Zu sehen gab es ein Varietee aber nicht mit irgendwelchen Akteuren, sondern es wurde aufgefuehrt von 16 thailaendischen Transvestiten. Wahnsinn. Leider hoert es sich interessanter als es ist. Ich hatte eigentlich keine grossen Erwartungen, wurde aber dennoch enttaeuscht. Immerhin gab es da drin eine Kueche mit einem super Teller mit Green Curry. Lecker!


Damit war auch der Sonntag gelaufen. Der Tag war wiedermal ein Beweis, dass es schoen ist, in der schottischen Hauptstadt zu studieren. Wo sonst, koennte eine solche Veranstaltung groesstenteils friedlich ablaufen... Gute Nacht (nach dem ich 28 Weeks later zuende geschaut habe. Uebrigens war ich letzten Sonntag als Teilnehmer an einem Zombie Walk beteiligt. D.h. wir haben uns als Zombies verkleidet und sind die Nicholson Street entlang geschluerft!)

PS: Das letzte Bild ist der trostlose Blick aus meinem Fenster :) Links unten hat eine PhD Kollege gewohnt, den ich beim Kochen beobachten konnte. Leider ist er zwischenzeitlich ausgezogen, gerade als ich ein Fernglas besorgen konnte...

31 Juli 2010

Rueckblick der letzten Wochen

Mein Vorsatz zumindest einmal im Monat zu schreiben hielt sich offentsichtlich nicht lang durch. Eine kurze, rueckwaertsgerichtete Zusammenfassung aller wichtigen Ereignisse ausgehend von heute, soll deswegen kurz auf den aktuellen Stand bringen.
Mein derzeitiger Fokus liegt auf einer Methodenrevision (? methodology review), das zusammen mit der bestehenden Literaturuebersicht meinen Jahresbericht vervollstaendigen wird. Im September entscheidet sich, ob ich in das PhD (Doctor of Philosophy) Programm aufgenommen oder in den MPhil (Master of Philosophy) herabgestuft werde.
Vor einer Woche bin ich aus Deutschland zurueckgekehrt, wo ich mich fuenf Wochen lang aufgehalten habe. Ich konnte bei meinem alten Arbeitgeber eine Zusammenarbeit aufbauen. Meine Aufgabe ist, das Team bei der Implementierung eines technologischen Planungssystems zu unterstuetzen. Der Vorteil meiner Beteiligung ist, dass ich im Vergleich zu meinen Kollegen primaer eine sozio-technische Brille aufhabe, d.h. ich achte aktiv darauf, wie soziele Aspekte in das sonst technisch ausgepraegte Projekt aufgenommen werden koennen. So ist zumindest der Plan und dieser geht scheinbar auch auf.
Ein interessanter Arbeitstag in Deutschland bestand daraus, dass ich mit Leo, einem indischen Kollegen, fuer einen Tag in Sindelfingen eine Gruppe russischer Masterstudenten begleiten durften. Das glich einer Veranstaltung, die ich zuvor noch in Edinburgh besuchen durfte. Eine Gruppe junger, chinesischer Nachwuchskraefte besuchte Edinburgh im Rahmen eines Austauschprogrammes. Erfreulicherweise waren die Englischkenntnisse der Teilnehmer gut, so dass man sich mit allen unterhalten konnte. Hinzu kam die freundliche Geste, dass die Chinesen vor der Abreise aus China angewiesen wurden, Geschenke mitzunehmen.

Ich hoffe ich finde in naechster Zeit mehr Muse, einen Eintrag zu verfassen. Dann koennte ich vielleicht auch mehr erzaehlen ueber schoene Tage in Edinburgh. In wenigen Tagen startet uebrigens die weltbekannte Festival-Zeit in der Stadt. Hundertausende Menschen zusaetzlich werden die Stadt bevoelkern. Viele Kuenstler, Entertainer, Musiker und sonstige Spassvoegel treffen auf interessierte Horden an Touristen. Ich wurde heute unterrichtet, dass die Anzahl der Menschen, die Edinburgh besuchen, im August um eine siebenstellige Zahl erhoeht wird.

24 Mai 2010

Alte Irrenanstalten, intere Forschungskonferenzen und Vergleiche bayerischer und kosovarischer Politiker

Silvia, meine liebe, schottische Mitbewohnerin haengt mal wieder am Telefon. Mir scheint, die Briten sind ein Telefon-suechtiges Volk! Diese Eigenschaft an ihr werde ich nicht vermissen, wenn sie in knapp zwei Wochen auf eine sechs-monatige Reise nach Sued-Amerika aufbricht. Sie als Person und Gespraechspartner hingegen werde ich schon vermissen. Nun aber zum geschaeftlichen...

Der Mai war und ist immer noch ein schoener Monat. Nicht nur das Wetter ist derzeit fantastisch (spaeter mehr dazu), es gab auch zahlreiche Veranstaltungen, die den Mai vergoldet haben.

Meine Forschungsleiterin hat gerufen und alle haben gehoert. Am 3. Mai fand sich meine gesamte Forschungsgruppe zu einem 'Away Day' zusammen. Es wurden wichtige, sehr wichtige und weniger wichtige Dinge besprochen. Grundsaetzlich ging es aber um die Zukunft der Gruppe. Kommerzialisierung ist ein heisses Thema an den britischen Unis derzeit. Das war aber nicht das besondere an der ganzen Geschichte. Das wirkliche tolle war der Ort, an dem das Treffen stattfand! Wir trafen uns in den Gemaechern der ehemaligen Irrenanstalt, das heute der Craighouse Campus ist. Der Campus befindet sich auf einem Huegel, der einen wunderschoenen Blick auf Edinburgh ermoeglicht. Die Konferenzraeume erinnern mehr an wohlhabende Wohngemaecher, wie auch der Name es schon andeutet 'Castle Room', zu deutsch etwa Schloss-Raum. Geruechten zufolge steht es aber zum Verkauf bereit. Ich hoffe es bleibt beim Geruecht.



Im Internet habe ich ein weiteres Foto zu dem Campus gefunden. Ich bin nicht ueberrascht, dieses aus einem Katalog fuer Hochzeitsveranstaltungsorte herauszufischen.


Eine Woche spaeter gab es zwei weitere Highlights. Meine Kollegen vom International Teledemocracy Centre (ITC), die mit mir das Buero teilen, erwarteten mittel-hohen Besuch aus der deutschen und hoeheren Besuch aus der internationalen Politikszene. Eine Delegation des bayerischen Landtag kam angereist um auf die Erfahrungen des ITC im Bereich Online-Petition zuzugreifen (siehe Foto unten). Ich war aber enttaeuscht, als ich feststellen musste, dass die Delegation mit einem Uebersetzer ankamen. Die Presentationen zogen sich unendlich in die Laenge und ruettelten an der anfaenglich gutne Laune aufgrund der staendigen Unterbrechungen. Der natuerliche Qualitaetsverlust bei einer live Uebersetzung machte den Rest. Der Besuch eine Delegation der Nationalversammlung aus dem Kosovo hingegen hat mich verbluefft. Acht Repraesentanten hoerten sich geduldig und aufmerksam die Reden meiner Kollegen an, ohne auf die Hilfe eines Uebersetzers zurueckgreifen zu muessen. Auch Fragen wurden, im Gegensatz zu den vorher genannten, auf Englisch gestellt. Zum Ende hin sind diese auch nicht aus dem Saal gestuermt, das Ganze fand uebrigens im schottischen Parlamentshaus statt(!), sondern waren bereitwillig fuer eine Unterhaltung zu haben. So liess ich mir die Details einer schriftlichen Petition erzaehlen, die von 200.000 Kosovaren (bei weniger als 2 Mio Einwohnern) unterschrieben wurde und einen maechtigen, politischen Rummel verursachte.



Nun ja, schoen war das alles. Die Zeit danach war es aber dann weniger. Meine Betreuer wollten kurz danach ein Zwischenreport. Da ich bis dato noch nicht viel Text vorweisen konnte, musste ich mich ranhalten und mal richtig ackern. Mittendrin ging es aber nach Deutschland, um den durch die Aschewolken vereitelten Osterurlaub nachzuholen. Von Deutschland wurde der Bericht dann mehr oder weniger fertig abgeschickt. Dieser Bericht war notwendig, um vorallem meine Drittbetreuerin von meinem Forschungsstand zu informieren. Ein Treffen mit ihr und meinen anderen beiden Hauptbetreuern war im Mai angesetzt. Einen Tag vor dem Treffen hab es aber eine fakultaetsinterne Forschungskonferenz bei der ein Grossteil der PhD Studenten ihre Arbeiten vorstellen durften bzw. mussten. Somit musste ich aus das vorbereiten.

Meine Ueberlegung war, basierend auf der Erfahrung der letztmonatigen School-internen Forschungskonferenz, dass ein Grossteil der Anwesenden keine allzu grosse Aufmerksamkeit walten lassen wuerde. Das liegt daran, dass sich die Praesentationen anstrengenderweise ueber den ganen Tag ziehen und die Forschungsinteressen so unterschiedlich sind, dass es absehbar schwer ist, auf viel Fachbegeisterung und -wissen zu stossen. Somit nahm ich mir vor, ein Big Bang (so haben sie es uns an der FH gelehrt) in meine Vorstellung zu integrieren. Ein Bing Bang ist etwas, das die Aufmerksamkeit der Anwesenden von Anfang an weckt und bindet. Am Vorabend zur Konferenz habe ich im hiesigen ASDA (grosser 24/7 Laden), eine Spielzeugpistole gekauft, die kleine Plastikpfeile verschiesst. Damit habe ich dann anschaulich demonstriert, dass die Pfeile bei jedem Schuss unterschiedlich fliegen und landen, obwohl die Ausgangssituation dieselbe bleibt (soviel zur Qualitaet des Spielzeugs). Damit habe ich veranschaulicht, dass derErfolg einer Technologie ebenfalls unterschiedlich ausfaellt, je nachdem unter welchen Umstaenden sie implementiert wird. Spaeter wurde ich von mehreren Seiten darauf angesprochen, dass es verrueckt aber interessant war. Mal ehrlich, wer erinnert sich ueberhaupt an einen Studenten und sein Thema?? Wenn sich die Leute an mich und meine Pistole erinnern, dann habe ich mein Ziel erreicht. Uebrigens wurde ein Preis fuer die beste Praesentation verliehen. Gewonnen hat meine Pistole leider nicht. Wir wurden alle von jemanden geschlagen, der an der Entwicklung eines besseren Materials zur Speicherung von durch Brennstoffzellen produzierte Energie mitarbeitet. Die Arbeit ist aber so geheim, dass er uns keine Details verraten durfte!!! Noch heute diskutieren wir in kleiner Runde, welche Kriterien die Jury verfolgt hat.

Blog-Schreiben ist eine langwierige Angelegenheit. Nun ist es schon 1 Uhr in der Nacht. Das Korrekturlesen verschiebe ich auf einen unbestimmten Zeitpunkt (nie) weil ich noch die Waschmaschine ausraeumen muss... gute Nacht.

22 April 2010

Das Leben eines angehenden Forschers ist vollgepackt mit interessanten Taetigkeiten. Neben dem Produzieren von heisser Luft, darf einer auch ab und zu an zumeist externen Veranstlatungen teilnehmen. Hierzu zaehlen Workshops, Praesentationen und, im grossen Rahmen, Konferenzen. Natuerlich gibt es viele weitere Arten solcher Veranstaltungen. Am Dienstag bin auch ich nun auf meine erste Quasi-Konferenz aufgebrochen.

Die London School of Economics and Political Science, genauer die Information Systems and Innovation Group, veranstaltet einen Workshop mit dem Titel "Social Studies of Information and Communication Technology". Zusammen mit einem von Studenten organisierten Wissensaustausch-Workshop waren insgesamt drei Tage dafuer vorgesehen. Vergangenen Dienstag bin ich also mit dem Zug in Richtung Sueden aufgebrochen. Gluecklicherweise wurde in dem Zug ein freier Zugang zum Internet angeboten. Ungluecklicherweise empfing ich waehrend der Zugfahrt die Nachricht, dass die gesamte Veranstaltung aufgrund der Flugverbote und der damit verbundenen Abstinenz der Hauptredner in den Juni hinein verschoben werden muss.

Noch waehrend der Reise holte ich das OK meiner Forschungsleiterin ein, dass ich dennoch in London bleiben darf. Schliesslich waren die Uebernachtungen und sonstiges schon gebucht.

Hier bin ich nun, gestrandet in London. Was macht man also als erstes als Gestrandeter? Erkunden natuerlich! :) Nachdem ich in der Jugendherberge (warum heisst das eigentlich heutzutage noch JUGENDherberge, wenn die meisten lange nicht mehr jugendlich sind???) eingecheckt habe, bin ich raus und habe mir die Stadt angeschaut. Da ich nicht zum ersten Mal in London bin, wusste ich in etwa was ich sehen wollte.




Big Ben und Buckingham Palace schienen mir genug zu sein fuer den Dienstag-Nachmittag. Gesagt, getan. Waehrend meines Spaziergangs entlang der Themse fiel mir wieder auf, wie schoen London wirklich ist. Es ist nicht nur eine moderne und reiche Stadt, sondern auch ein alter und architektonisch anschaulicher Ort. Das Highlight war aber mein Besuch des Piccadilly Circus.



Ich weiss nicht warum, aber ich liebe diesen Platz. Die riesige Reklametafel hat eine ungeheure Anziehungskraft auf mich. Nach unzaehligen Fotos ging ich zurueck in die ERWACHSENENherberge. Ich teilte das 6-Bettenzimmer zum Beispiel mit David. Geboren in Nigeria, aufgewachsen in Grossbritannien, studiert David das hiesige Gesetz. Wir hatten eine interessante Diskussion u.a. ueber russische Milliardaere. Er hat ein paar Tage in der Herberge verbracht, nachdem er seine Einzelwohnung nicht mehr leisten konnte (1000 Pfund / 1200 Euro pro Monat, ausserhalb Londons, Wahhhhhhnsinn).

Meinen zweiten Tage habe ich damit verbracht einen Ort zu finden, an dem ich bequem arbeiten und auf das Internet zugreifen konnte. Dank meiner Forschungsleiterin Hazel wusste ich, dass die British Library (DIE Britische Bibliothek Nummer 1) ein guter Anfang waere.




Die BL ist eine strikt geregelte Institution. Ich registrierte mich als Leser (mit Foto-Ausweis) und begab mich in die kontrollierten Leserbereiche. Dort darf man nur hinein, wenn man die Einschraenkungen beruecksichtigt. So darf man weder Jacken, Taschen, Stifte (ausser Bleistift), Nahrung noch Trinken in diese Bereich nehmen. Man darf sogar keine feuchten Haende haben!!! Immerhin darf man den Laptop mitnehmen. Da war ich also. Mit einer Plastiktasche, befuellt mit Laptop und sonstigem erlaubten Kram, lief ich durch die Gaenge und suchte nach einem freien Schreibtisch. Alles war voll! Einen Platz konnte ich doch noch ergattern. Aber ich fand schnell heraus, warum dieser unbesetzt war. Die Steckdose funktionierte nicht. Entmutigt ging ich wieder in den oeffentlichen Bereich, wo ich schliesslich einen guten Platz im Cafe-Bereich zum Arbeiten finden konnte.

Der dritte und heutige Tag fuehrte mich an die UCL, University College London. Diese ist Teil der University of London, welche in 19 unabhaengige, sogenannte Colleges aufgeteilt ist und insgesamt rund 170.000 Studenten beherbergt!




Wieder mal verhalf mir Hazel zu diesem Umstand. Ein ihr bekannter Kollege half mir aus und gewaehrte mir Asyl. Es sei erwaehnt, dass die UCL im letzten Jahr von "The Times Higher World University Rankings" als viertbeste Universitaet der Welt bezeichnet wurde (Harvard, Cambridge und Yale auf den ersten drei Plaetzen). So verbrachte ich den heutigen Tag in einem Studienraum an der UCL, einem Ort der zahlreiche Nobelpreistraeger und Staatsfuehrer hervorgebracht hat und bringen wird. Doch auch hier wird lediglich mit Wasser gekocht. Auch die Toiletten riechen wie Toiletten. Lediglich die Gaenge sind hoeher und groesser als sonst. Sehr interessant und sehenswert ist aber auch folgender Fakt: Jeremy Bentham, der grosse und reiche Stifter, theoretischer Vater des Panoptikums, der die Uni finanziell in den Olymp befoerderte, gewaehrte seinen Reichtum unter der Bedingung, dass seine sterblichen Ueberreste in der Uni ausgestellt werden. So kann man tatsaechlich in einer Kabine eine Figur sitzend beobachten, die seine Kleidung und darunter verborgen sein Skelett traegt. Der Kopf wurde uebrigens entfernt und gut verwahrt nachdem es des oefteren Opfer von Studentenstreichen geworden ist. Als weiteren Grund kann man auffuehren, dass der gute Mann seit 178 Jahren tot ist! Da schaut ein Kopf auch schon mal etwas unappetitlich aus!

So bleiben mir noch zwei Tage. Morgen plane ich wieder an die UCL zurueckzukehren und meine Arbeit fortzusetzen. Heute habe ich zusaetzlich eine mail an einen Professor geschickt, der meiner Meinung nach mein Forschungsinteresse teilt. Dieser hat tatsaechlich in kurzer Zeit geantwortet und mich an einen Kollegen verwiesen, der mir eher weiterhelfen koennte. Und nachdem ich auch diesen angeschrieben habe, hatte ich bald darauf einen Termin am naechsten Tag. So treffe ich morgen einen UCL-Mitarbeiter und unterhalte ich formlos mit ihm fuer rund 30 Minuten ueber unser gemeinsames Forschungsgebiet, wobei wir von verschiedenen Richtungen darauf schauen. Natuerlich hat er weit mehr Erfahrung als ich darueber. Schauen wir, was dabei herauskommt. Vielleicht nichts, vielleicht aber auch auf dem man aufbauen kann.

Am Samstag geht es wieder zurueck, aber nicht ohne dass ich die einzige Person treffe, die ich in London kenne. Dominik, ein alter Daimler-Kollege aus Ulmer Zeiten macht seinen PhD in London. Nachdem wir uns zuletzt bei einem Kaffee in Ulm unterhalten haben, treffen wir uns nun in seiner Stadt auf ein Mittagessen.

Damit war es das aus der britischen Hauptstadt!

09 April 2010

Ostern in Inveraray und Oban

Eigentlich war geplant, das Ostern-Wochenende friedlich abzusitzen, endlich "Der Baader Meinhof Komplex" anzuschauen und das Zimmer in Ordnung zu bringen. Doch dann kam die Sonne und mit ihr der Wunsch nach mehr.
Am Freitag Morgen saßen meine beiden PhD-Kollegen Darren (Irland), Stefan (Deutschland) und ich (Deutschland) schliesslich gemeinsam an Stefans Fruehstueckstisch, um einen spontanen Trip ins Umland zu planen. Da ich mich nachmittags mit anderen Leuten traf, musste ich die Planungsrunde vorzeitig verlassen. Ebenfalls spontan habe ich morgens ein Einladung auf die Besteigung des Arthur's Seat angenommen. Deswegen gibt es vorab drei Fotos vom hiesigen Huegel.





Jetzt aber der Trip! Das Bild unten verraet euch vorab, wie die Reise am Ende schliesslich verlief.



Um 10 Uhr am Samstag Morgen waren wir schliesslich im Bus unterwegs in Richtung Glasgow. Die etwa einstuendige Fahrt kann man bequem mit Hinausstarren und die schottische Natur bewundern verbringen.



Was der Film Braveheart einem ueber Schottland nicht verraet ist, dass es hier rote Schafe und geometrische Huegel gibt.
In Glasgow angekommen, stiegen wir gleich in den Bus nach Inveraray. Inveraray ist eigentlich kein unbekannter Ort fuer meine treuen Leser (Eintrag vom 22 Feb 2009). Einer meiner ersten Trips in schottische Umland fuehrte mich bereits dorthin. Das ist das Oertchen mit dem quadratischen Schloss.
In Inveraray angekommen, machten wir uns auf fuer eine Erkundungstour. Nach gefuehlten 10 Minuten war diese schon wieder beendet. Weil es zu dem Zeitpunkt immer noch hell draussen war, kamen wir auf die Idee einen Einweggrill samt Proviant zu kaufen und einen nahegelegenen Huegel zu besteigen.



In der Mitte auf dem Bild erkennt man einen einsamen Wachturm, der uns Schutz vor dem kalten Wind bieten und uns als Grillplatz dienen sollte. So machten wir uns also auf den Weg. Da Gehwege fuer Langweiler und Familien sind, gingen wir den kuerzesten Weg. Also ab zur Bruecke, ueber die Bruecke und querfeld ein bis an den Fuss des Huegels. Nachdem Stefan seine Hose gewechselt hatte, begannen wir mit dem Aufstieg.




Dass dieser nicht einfach war, zeigen die beiden Bilder. Nach rund ein oder zwei Stunden waren wir schliesslich oben. Dass die Aussicht wunderbar sein wuerde, konnten wir ahnen. Dass sie aber absolut traumhaft war, koennt ihr selber sehen. Gigantisch!







Who's the King of the Hill? Nach dem leckeren BBQ gingen wir wieder zurueck, diesmal aber auf dem familientauglichen Weg. Zurueck in Inveraray-City suchten wir die Jugendherberge auf und deponierten unsere Taschen, bevor wir den Tag mit je einem Besuch in den beiden einzigen Pubs und einem mitternaechtlichen Tomatensuppen-Snack beendeten. Am naechsten Morgen suchten wir mit Oban unser naechstes Ziel aus. Da der Bus sonntags aber nur zweimal faehrt und wir den ersten gegen 9 Uhr lang verpassten hatten, entschlossen wir uns, eine Wanderung entlang der Kueste zur naechsten Ortschaft, Furnace, zu machen, um die Zeit bis zum Abend sinnvoll verstreichen zu lassen. Etwa 10km lagen vor uns, was eine bequeme Distanz war, vorallem weil die Sonne schien und es relativ warm war.





Nach einigen Stunden waren wir schliesslich am Ziel: Furnace. Schnell stellten wir fest, dass Furnace nicht viel zu bieten hat: ein Laden, ein Post-Buero und, selbstverstaendlich, ein Pub. Ratet mal, wo wir hingingen? Nach einer Stunden Rast, verliessen wir den sehr gemuetlichen Pub, um nach einer grill-tauglichen Stelle fuer ein weiteres BBQ zu suchen. Da die Motivation und der Hunger aber gering waren und wir nicht schnell fuendig wurden, kehrten wir in die bequemen Gemaeuer des Pubs zurueck. Das BBQ wollten wir in Oban nachholen. Spaeter stiegen wir in den Bus zurueck nach Inveraray, weil fuer Zuruecklaufen keine Zeit blieb. In Inveraray angekommen warteten wir auf den Bus nach Oban. Leider mussten wir dann feststellen, dass die Plastiktuete mit dem Grillproviant verloren gegangen war. Die Laeden waren leider schon lange zu. So mussten wir schliesslich um des Verlustes trauernd und hungrig nach Oban reisen.
Auch Oban ist kein unbekannter Ort fuer mich. Wahrscheinlich fragt ihr euch nun, warum ich eigentlich an mir bereits bekannte Orte reise?! Ganz einfach: weil ich beim Entscheidungsprozess nicht zugegen war. Ausserdem ziehe ich es vor, einen Ort durch einen laengeren Aufenthalt kennenzulernen.
Oban ist huebsch. Ehrlich gesagt war es das auch schon. Ich hab somit gar keine Bilder davon gemacht.
Und damit sind wir schon am Ende dieses Eintrags. Als Abschluss packe ich noch ein aktuelles Foto meinerseits ein, damit ihr mich nicht vergesst.

27 März 2010

Neues UK Hobby

Im Januar habe ich noch verkrampft einen Eintrag verfasst, um ihn noch im Januar abzulegen und nun habe ich den ganzen Februar verpasst! Schwierig.
Die vergangenen zwei Wochen waren arbeitsreich, somit war mir der blog aus dem Kopf gefallen.

Anstatt aber auf die langweilige Arbeit einzugehen, werde ich euch mein neustes Hobby vorstellen! Schon oefter habe ich von Briten die Aussage gehoert, dass sie es moegen, wie sauber deutsche Staedte seien. Britische Staedte hingegen sind weniger sauber. Ich habe mich nun auf ein spezielles Phaenomen spezialisiert: Muelltueten in Baeumen. Es ist erstaunlich wieviele Muelltueten man in Baeumen haengend findet, wenn man nur darauf achtet.
Mein Ziel ist es nun, durch eine Langzeitdstudie, die Briten auf diese Misere aufmerksam zu machen und langfristig das staedtische Bild zu verschoenern. Ja, ich fotografiere von nun an Muelltueten in Baeumen. Noch fehlt mir ein virtueller Ausstellungsraum, doch das ist nur ein kleineres Problem. Ich werde ueber meinen Fortschritt berichten.

In der Zwischenzeit koennte ihr euch von meinen besten Beweisstuecken inspirieren lassen:



31 Januar 2010

Die ersten vier Monate


Es ist gerade der 31. Januar, 23:18 Uhr, und ich habe gerade mal 42 Minuten, um diesen Beitrag noch im Januar zu veroeffentlichen. Vor 45 Minuten bin ich vom Kino zurueckgekommen: The Book of Eli. Schoener Film, bringt einen zum Denken. Auch mich, jetzt gerade. So kam mir die Idee, die vergangenen PhD-Monate zusammenzufassen.
Der Beginn des PhD-Daseins ist auf den 5. Oktober 2009 datiert. Somit sind gute vier Monate vergangen.
Den ersten Monat Oktober habe ich damit verbracht, mich in Edinburgh einzufinden. Dazu gehoerte die mehrwoechige Suche nach einer Wohnung, die schliesslich in einer Fehlentscheidung endete. Eine positivere Interpretation betrachtet den Einzug eher als notwendiges Uebel, da ich sonst nicht meine liebe Mitbewohnerin kennengelernt haette, mit der ich gemeinsam in absehbarer Zeit wieder ausziehe.
Die folgenden beiden Monate November und Dezember habe ich mich mit Theorie beschaeftigt. Die ersten gelesenen Paper feuerten mein Interesse weiter an, steigerten aber gleichzeitig auch die Frustration: Fachbegriffe ueber Fachbegriffe, mal aus der philosophischen, mal aus der soziologischen und mal aus der soziotechnischen Ecke. Und das auch noch auf englisch. In dieser Zeit lernte ich, Wikipedia liegen zu lassen und ein gedrucktes Dictionary in die Hand zu nehmen. Vor meinem Weihnachtsurlaub musste ich einen ersten Zwischenbericht abliefern. Das Ergebnis war eine Ernuechterung und vermittelte eine realistische Vorahnung auf die kommenden Jahre.
Der vierte Monat Maerz war zum Durchatmen. Inklusive des Weihnachtsurlaubs hatte ich rund sechs Wochen Aufenthalt in Deutschland. Die Zeit wurde genutzt, um Theorie abzuarbeiten und in die Praxis einzusteigen. Ich arrangierte Treffen mit alten Freunden und lieben Kollegen, um meine Forschungsrichtung vorzustellen und Ideen einzuholen. Ein Kontakt zeigte ausserordentliches Interesse. Die naechsten Monate werden zeigen, wie weit das Interesse reicht.

Nun blicke ich zurueck und ueberlege, ob ich die Entscheidung den PhD zu beginnen, ein weiteres mal treffen wuerde. Die ganze Geschichte hat klar ihre Nachteile. Es gibt viele und grosse Nachteile. Doch am Ende ueberwiegen die Vorteile. Ich wuerde mich klar erneut fuer einen PhD entscheiden.

Das Bild habe ich waehrend eines Kurzurlaubs in Montpellier, Frankreich, geschossen, bevor ich wieder nach Edinburgh zurueckkehrte. Es zeigt meiner Deutung nach eine Person, die ohne Orientierung ist. Paradox wirkt auch die Situation. Er ist allein und erinnert mehr an einen Einwohner Montpelliers. Warum also eine Karte? Deja vu.

Die Zeit rennt. 23:55 Uhr. Schnell auf "Post veroeffentlichen klicken"!

17 Januar 2010

Zwischenreport aus Deutschland


Die Zeitraeume zwischen den posts werden leider nicht kuerzer. Schauen wir, wie es sich weiterentwickelt.
Seit mehreren Wochen bin ich zurueck in der Heimat in Ulm. Zum einen um die Weihnachtszeit mit der Familie zu verbringen, aber zum anderen auch, um in Sachen PhD etwas voranzukommen. Ich habe die Zeit genutzt, ehemalige Kollegen und Freunde zu treffen und mit ihnen ueber mein Promotionsthema zu sprechen. Weil ich eine praxisorientierte Person bin, moechte ich die Distanz meiner theoretischen Arbeit zur Praxis minimieren. Das Minimalziel war, Anregungen und Ideen aufzuschnappen, um die Spannweite moeglicher Themen einzugrenzen.
Zwei Treffen haben inzwischen stattgefunden. Ein drittes kommt in den naechsten Tagen hinzu. Ich bin gespannt auf dieses Treffen, weil die andere Seite Interesse angedeutet hat.
In 7 Tagen endet die schoene und unbeschwerliche in Ulm und im Hause meiner Eltern. Dann mache ich einen 3-taegigen Urlaub in Montpellier, Suedfrankreich, bevor ich wieder nach Edinburgh zurueckkehre. Zurueck in die WG, die ich groesstenteils nicht vermisst habe. Haette ich nicht so eine liebe Mitbewohnerin wie Christine, dann wuerde ich gar nicht erst zurueck wollen.
Wie ihr sehen koennt, habe ich endlich wieder eine vollwertige Digital-Kamera. Ein Dankeschoen an meinem alten Freund Stefan, der selbst gerade ein Auslandssemester in den Staaten verbringt. Die Bilder unten zeigen den monolithischen Neubau der Hochschule Neu-Ulm. Die Hochschule hat meiner Meinung nach die Chance verpasst, architektonisch positive Akzente zu setzen. Das obere Bild wurde in der Uni Ulm geschossen.