11 März 2011

Wochenendreise zum Loch Lomond

Ein weiterer Post in aller Baelde ist eigentlich nicht (mehr) meine Art. "Es muss etwas passiert sein", denkt sich wohl ein regelmaessiger Leser. Und so ist es auch: Mein Geburtstag hat mich ereilt. Statt in aller Ruhe und im Kreise der engsten Freunde zu feiern und die Tage langsam anzugehen, habe ich mich fuer einen Wochenendtrip entschieden!

Also habe ich kurzerhand ein Auto gemietet (bei http://www.enterprise.co.uk/: preiswerte Wochenende-Angebote!) und bin mit Begleitung losgefahren (auf der korrekten linken Fahrspur natuerlich). Destination: Loch Lomond, der laut wikipedia der schoenste See des Landes sein soll.

An der Stelle frage ich mich, wie man die Schoenheit eines Sees eigentlich bemisst. Als ich vor Loch Ness stand fiel es mir schon schwer, diesen zu bewerten. Schliesslich hat man sehr viel Wasser vor sich und Wasser gibt es viel in Schottland. Ich vermute das drum herum traegt viel zur Siegernote bei. Nun aber weiter mit der Erzaehlung!

Als erste Etappe wurde Balloch bei Alexandria gewaehlt. Ein kleines touristisches Oertchen am Fusse des Sees. Dort angekommen wurde sogleich das Touristeninformationszentrum aufgesucht und die dortige Dame mit unserer Misere der drohenden Obdachlosigkeit konfrontiert. Die freundliche Dame lieferte prompt ein hilfreiches Prospekt mit saemtlichen Uebernachtungsmoeglichkeiten der naeheren Umgebung. Also wurde im naechsten Schritt der naechste Pub aufgesucht und das Prospekt studiert. Der Top-Favorit war ein B'n'B (Bed&Breakfast: woertlich uebersetzt Bett&Fruehstueck), das eine Sauna versprach. Leider ging auch nach mehrmaligen Anrufen niemand ans Telefon, was die Suche verlaengerte. Schnell wurde aber ein neuer Favorit anhand zweier Qualitaetsmerkmale entdeckt: es ist eine Farm und hat einen Aga-Herd (wikipedia-link zu Aga). Nach einem kurzen Telefonat brachen wir auf. Weil aber die Anfahrtsbeschreibung nicht hilfreich war, wurde die freundliche Dame aus dem Touri-Zentrum aufgesucht und befragt. Kurze Zeit spaeter fuhren wir auf den Hof der kleinen Farm, die den Namen Dumbain Farm traegt. Es war zwar knappe 100m vom Ortsrand entfernt, durch die Lage auf einem Huegel aber scheinbar vom Ort abgeschnitten. Man fuehlte sich in der Pampa. Herrlichst! Es gab einen Tee, Kaffee und Kekse-Empfang. Das BnB hat sofort ueberzeugt! Nachdem man sich eingenistet hatte, wurde noch eine kleine Balloch-Erkundungsrunde eingelegt. Selbst dieses kleine Oertchen hat ein kleines Schloss mit Parkanlage, die schnell abgeklappert war. Erwaehnenswerter war schon eher der anschliessende Restaurant-Besuch. Das Highlight war die Gelegenheit sich am Tisch neben der Feuerstelle niederzulassen. Nach einem Drink und einem kleinen Haeppchen war der Tag auch schon zu Ende.

Das Fruehstueck am naechsten Morgen liess keine Wuensche uebrig. Eine doppelte Portion Bacon (vegetarischen Begleitern sei dank) und weitere herzhafte Leckereien eroeffneten den Tag. Dann wurden die Sachen gepackt und die Reise zum Ben Lomond gestartet. Nach weiteren 45 Minuten atemberaubender Fahrt durch schottische Landschaften und Waelder war der Fuss des Ben Lomonds erreicht. In Schottland werden alle Berge hoeher 3000 Fuss (etwa 914m) 'Munros' genannt. Ben Lomond ist der meistbestiegene Munro (wie mir wikipedia leider gerade erklaert hat). Somit kamen uns im Lauf des Aufstiegs nicht wenige Bergbezwinger ueber den Weg gelaufen.

Leider war der Tag kein von der Sonne verwoehntes Spektakel. Der Gipfel lag hinter einer Nebeldecke verborgen, was sich spaeter als aeusserst herausfordernd entpuppte. Der anfaengliche Anstieg war eine Freude. Regelmaessig wurde angehalten, um den noch moeglichen Ausblick zu geniessen. Nach etwa zwei Stunden war man an einer Stelle, die nahe an der Nebelbank lag. Siegessicher drangen wir in den Nebel ein und verliessen die uns bekannte Welt. Vor uns lag das weisse Nichts. Der Gipfel lag zu diesem Zeitpunkt jedoch noch etwa eine weitere Stunde entfernt.

Es wurde immer kaelter und kaelter und der Weg zog sich immer weiter. Schliesslich lag Schnee unter den Fuessen und die Haare fingen an Frost anzusetzen. Irgendwann war das Ziel erreicht. Ein etwa 1,5m hoher Betonklotz gab uns Gewissheit, das Ende erreicht zu haben. Um uns herum war Nebel. Man konnte nur ahnen, welchen Ausblick es von dieser Position aus geben koennte. Schnell wurde der Abstieg in Angriff genommen. Nach etwa zwei Stunden war die Strapaze beendet und das Auto erreicht. Mit einer tiefen Zufriedenheit fuhren wir zurueck nach Edinburgh.

Eine Antwort moechte ich vorweg liefern auf eine Frage, die ich mir die ganze Reise ueber gestellt habe: auf dem Motorway gilt eine Hoechstgeschwindigkeit von 70 Meilen pro Stunde (etwa 115 km/h). Die einzige Problematik beim Fahren eines Rechtslenkers ist das Problem, dass man beim intiktiven Versuch zu schalten nach rechts zum Fenster greift. Zum Glueck waren es automatische Fensterheber, sonst haette ich zigfach das Fenster heruntergekurbelt anstatt in den naechsten Gang zu schalten.


Das Esszimmer in der Dumbain Farm



Das Bed&Breakfast von aussen

Der Aufstieg auf den Ben Lomond. Recht der Pfad, links der im Nebel verborgene Gipfel


Ein Blick auf Loch Lomond



Etwa 15 Minuten vom Gipfel entfernt